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Erfahrungsbericht: GnRH-Analoga bei Endometriose


GnRH-Analoga bekam ich insgesamt 14 Monate gespritzt und möchte heute von meinen Erfahrungen berichten.

Vor einer solchen Therapie ist es oft hilfreich zu hören, wie es anderen damit erging.

Ich habe mir vor meinem Therapiestart einen detaillierten Erfahrungsbericht gewünscht und da ich keinen ausführlichen online fand, hoffe ich dass ich dir mit meinem etwas helfen kann.

Vorweg ist zu erwähnen, dass jeder Organismus individuell ist und so jeder Mensch auch ganz anders auf ein Medikament reagieren kann. Heute beschreibe ich nur meine eigenen Erfahrungen mit dem Medikament und es kann sein, dass ein anderer Organismus ganz anders reagiert:

1)Vor der Therapie:

Nachdem weder die Visanne, Tilidin, Tramal noch sonstige Schmerzmittel meine Schmerzen lindern konnten, wurde es nun an der Zeit etwas Neues auszuprobieren.

Von meiner behandelten Gynäkologin vorgeschlagen, Informierte ich mich erst einmal über diese GnRH-Analoga und suchte nach Erfahrungsberichten und sprach mit Endokolleginnen, die das ganze schon Hinter sich hatten. Man muss ja schließlich wissen was genau man da gespritzt bekommt.

Die Therapie mit GnRH-Analoga ist eine, unter Endometriose Patienten gefürchtete Therapie, das stellte ich schnell fest.

Denn diese Spritzen sind berüchtigt für ihre starken Nebenwirkungen.

Ich habe Horrorgeschichten gehört, aber anstatt abgeschreckt zu sein dachte ich mir: „naja so schlimm kann es ja wohl nicht sein, die übertreiben doch alle sicher. Dann bin ich eben ein bisschen müde, dann bin ich eben ein bisschen deprimiert.“

Und entschied mich diese Therapie für die zugelassene Behandlungsdauer von 6 Monaten auszuprobieren.

Die ersten 3 Monate mit GnRH-Analoga:

Ich bekam jeden Monat von meiner Ärztin die Spritze in den Bauch und ein paar Tage nach dem Einstich war der Bereich rund um die Einstichstelle sehr empfindlich und angeschwollen.

Dies verschwand jedoch immer nach wenigen Tagen.

Ansonsten bemerkte ich die ersten 3 Monate nichts, weder positiver Seite (ich hatte immer noch meine monatlichen Blutungen), noch negativer Seite, denn von Nebenwirkungen war keine Spur.

Ich dachte mir: Warum stellen sich die Frauen denn so an, man hat doch gar keine Nebenwirkungen, zu mindestens ich nicht...

Nach 6 Monaten mit GnRH-Analoga:

Endlich hatte ich keine Blutungen mehr und meine Schmerzen beim Wasserlassen wurden etwas besser, was ein riesen Erfolg bei mir war, denn nicht mal Opiate schafften das.

Dennoch waren meine Eierstöcke aktiv wie nie, sie waren doppelt so groß wie sonst und wiesen eine Menge Folikel und Zystale Bläschen auf.

Auch meine Gebärmutter war vergrößert, dadurch sah man zum ersten mal, in den vergrößerten Muskelschichten Schatten, die als Ademyose zu deuten sind.

Meine Ärztin wunderte sich sehr, dass meine Geschlechtsorgane noch eine solche Aktivität zeigten, von den Wechseljahren war ich noch weit entfernt.

Meine Schmerzen waren auch unverändert, deswegen entschied meine Frauenärztin, dass ich die Spritzen noch weitere 6 Monate nehmen sollte.

Allerdings kamen nun die Nebenwirkungen:

Ich bekam Hitzewallungen, plötzliche Schweißausbrüche und enorme Stimmungsschwankungen. Diese Nebenwirkungen waren für mich aber sehr gut zu ertragen und ich litt nicht sehr darunter. Es war wirklich gut auszuhalten und ich war super happy dass ich kaum Nebenwirkungen hatte.

Auch hier, naja warum stellen sich viele Frauen denn so an?

Nach 9 Monaten mit GnRH-Analoga:

Endlich, meine Schmerzen wurden besser, und das ohne Opiatderhöhung.

Dank den GnRH-Analoga ging es mir besser.

Ich hatte keinerlei Schmerzen mehr beim Wasserlassen und auch nicht beim Stuhlgang. Die Tage, an denen ich heulend auf dem Klo saß waren vorbei! Jupiii!

Geschlechtsverkehr, wurde so langsam möglich und Nachts konnte ich durchschlafen.

Generell sank mein durchschnittliches Schmerzniveau von 9 auf 6-7 (die meisten kennen sicherlich diese Schmerzeinteilungsskala von 1 bis 10 )

Darüber freute ich mich riesig, jedoch wurde meine Freude abrupt gebremst, nämlich von immer mehr und immer schlimmer aufkommenden Nebenwirkungen:

-Schlafstörungen: Tagsüber konnte ich kaum die Augen aufhalten und ab ca. 20 Uhr wurde ich hellwach, sodass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Nicht selten schlief ich 0 Stunden in der Nacht. Es war schrecklich!

-Müdigkeit: Den ganzen Tag über war ich zu nichts zu gebrauchen. Und wenn jetzt einige denken, ach ich bin auch oft müde, dann muss ich etwas klarstellen: Es war keine normale Müdigkeit, wie nach einer Partynacht. Nicht nur ich war müde, sondern jede einzelne Muskelzelle an meinem Körper. Den Kopf zu halten war zu anstrengend für mich und ich fühlte mich wie ein nasser Waschlappen, der umher schlurfte. Keinerlei Muskelspannung war möglich und meine Konzentration hatte sich in den Sonderurlaub verabschiedet.

-Ängste: Ich wurde generell ängstlicher, entwickelte aber auch ganz spezifische Ängste. Zum Beispiel vor dem Autofahren, ich hatte regelrechte Panik als Beifahrer im Auto zu sitzen. (Selber Fahren darf ich seit Jahren wegen Opiateinnahme nicht) Jede Minute sah ich uns Tod im Graben liegen.

Alltägliche Situationen waren für mich plötzlich sehr beängstigend und stressten mich enorm.

- Depression: Ich kannte nur noch eine Gemütslage und die war sehr düster. Alles um mich herum war schlecht und ich konnte mich über nichts mehr richtig freuen. Es wurde Monat für Monat schlimmer und ich entwickelte sogar Suizidgedanken, was mich selbst erschreckte, denn eigentlich liebe ich das Leben!

- Kraftlosigkeit: Mein Körper war durch und durch erschöpft, es fühlte sich so an, als wenn man mit einem Kater aufwacht, nur das eben durchgehend immer.

-Stimmungsschwankungen: Jede Kleinigkeit warf mich aus der Bahn und ich heulte wegen jedem Bisschen gleich los, teilweise war ich sogar selbst von mir genervt. Denn ich wusste vom Kopf her, dass es keinen Grund zum Weinen gibt, trotzdem FÜHLTE ich mich so elend und traurig. Von alleine schaffte ich es eigentlich nie aus so einer Heulattake raus zu kommen, dafür brauchte ich immer meinen Mann oder eine Freundin . Ich konnte so stundenlang weinen, einfach weil ich mich danach fühlte.

-Motivationslosigkeit: Zu nichts konnte ich mich aufraffen. Manche Tage nicht mal zum Aufstehen oder Duschen. Meine Muskeln schmerzten und mein Körper war einfach zu schwer.

-Empfindlichkeit: Ich war nicht nur emotional sensibel sondern auch mein Körper. Jede kleinste Berührung meiner Haut war manchmal unangenehm und schmerzte. Leichter Druck auf meine Muskeln oder ein kräftiger Händedruck verursachten starke Schmerzen bei mir.

-Wahrnehmungsstörungen: Manchmal griff ich daneben oder war sehr ungeschickt. Ständig schmiss ich Gegenstände runter. Ich fühlte mich völlig neben der Rolle.

- juckende Haut: Nicht nur meine Kopfhaut juckte extrem, sondern auch Arme, Beine, Rücken, Bauch… Eigentlich juckte es überall. Ich fühlte mich dadurch ständig unwohl.

- Haarausfall: Ich verlor unglaublich viele Haare, nach jedem Duschen war der Ausfluss verstopft, jeden Morgen musste ich mein Kopfkissen erst mal enthaaren und beim Kämmen entfernte ich mehr meine Haare als das ich sie wirklich kämmte. Meine Haarpracht wurde immer weniger…

-Gewichtszunahme: Gewicht habe ich zum Glück nicht so viel zugenommen wie manch anderer unter der Therapie, bei mir waren es knapp 5 Kilo, was noch super in Ordnung ist.

- Hautunreinheiten: Die nahmen ab 6 Monaten zu, wurden ab 9 Monaten jedoch richtig schlimm. Kinder fragten mich ob ich noch in der Pubertät war und die Pickel, tummelten sich nicht nur im Gesicht. Auch auf den Armen, auf den Pobacken, an den Beinen, am Rücken und Dekolletee wurden sie immer mehr und mehr.

- Knochenschmerzen: Sie traten nun auf und bereiteten mir richtige Probleme. Ich kam nicht mehr richtig aus dem Bett, Bücken ging nur in Zeitlupen Tempo und jeder Schritt schmerzte in Hüfte und Knie. Meine Schultern und andere Gelenke schmerzten. Ich fühlte mich nun offiziell nicht mehr 24 sondern 80 Jahre alt!

- Muskelschmerzen: Diese ließen natürlich auch nicht lange auf sich warten, warum auch?! Meine Muskeln schmerzten im Ruhezustand, wie auch beim Anspannen, vor allem meine Beine.

-Knochendichte: Trotz Hormonersatz Therapie nahm meine Knochendichte bedenklich ab, so dass der Arzt schon eine beginnende Osteoporose kommen sah.

Nun wurde es richtig schwer weiter zu machen. Denn jede Spritze verschlimmerte die Nebenwirkungen.

Es wurde ein Kampf. Ich kämpfte bis ich nicht mehr konnte, bis zur totalen Erschöpfung.

Nach 14 Monaten sagte ich dann stopp, es ging nicht mehr.

Die negativen Auswirkungen überwogen nun die positiven und ich setzte einen Schlussstrich.

Nahtlos ging ich nun wieder über zur Visanne.

Mein Fazit:

Ich bereue es nicht die GnRH-Analoga ausprobiert zu haben und sie haben meine Endometriose Schmerzen deutlich reduzieren können. Dafür bin ich unendlich dankbar!

Dennoch sind meine chronische Schmerzen nie komplett weggegangen und die Nebenwirkungen im letzten Behandlungsabschnitt machten es mir sehr schwer. Es wurde ein einziges Durchhalten und ich verstehe nun warum die Behandlung ursprünglich nur für 6 Monate zugelassen wurde, denn ab diesen Zeitpunkt wurden die Nebenwirkungen immer mehr.

Ich bin nun gespannt wie lange die Nebenwirkungen anhalten, bzw. wie schnell sie verschwinden werden und brauche nun wirklich Ruhe um wieder zu Kräften zu kommen.

Meine Empfehlung:

Ausprobieren!

Wenn du dich jeden Tag mit lähmenden Schmerzen quälst und die Endometriose einfach nicht ruhig zu stellen ist, dann sind die GnRH-Analoga zu empfehlen.

Ich denke man sollte wissen, dass sie starke Nebenwirkungen auslösen KÖNNEN aber nicht müssen.

Viele Frauen machen sich zu verrückt deswegen, ausprobieren geht doch über studieren und wenn man es nicht mehr aushält, kann man ja immer selbstbestimmt nein sagen und die Spritzen absetzen.

Es ist eine Chance auf Besserung, wenn medizinisch impliziert, sollte man es versuchen aber auch wissen , was auf einen zukommen kann. Aber vielleicht bist du ja auch einer der Glücklichen, die keine großartigen Nebenwirkungen haben wird.

3 Monate nach der GnRH-Analoga-Therapie:

Seit meiner letzten Spritze sind nun schon 3 Monate vergangen und ich beobachte zum ersten mal ein Rückgang der Nebenwirkungen.

Endlich kann ich wieder schlafen und die Stimmungsschwankungen sind weg.

Auch die starken Depressionen werden besser, nur meine Haut ist leider noch nicht die alte. Ich hoffe allerdings, dass sich dies in den nächsten 3 Monaten ändern wird.

Denn mein Arzt hat mir gesagt, dass es ca. 6 Monate- 1 1/2 Jahre dauern kann, bis der Körper den Wirkstoff komplett abgebaut hat und die Nebenwirkungen verschwinden. Also bin ich gespannt, wie es weiter gehen wird und halte euch auf dem Laufenden!

Gerne kannst du mir, bei weiteren Fragen oder sonstigen Anliegen eine E-Mail schreiben.

Lasst den Kopf nicht hängen Mädels!

Eure Flora Vintage

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